Galerie Marlene Frei
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Thomas Kapielski
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Information Thomas Kapielski
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Thomas Kapielski
Veduten, Lampen, Tierchen
27. August bis 19. Oktober 2008
Ausstellungseröffnung: Mittwoch, den 27. August 2008, 17 bis 20 Uhr

Ab 20 Uhr Fest: Kanzleihalle Helvetiaplatz, mit den Galerien von Zürich Aussersihl.
Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
We cordially invite you and your friends to the opening of the exhibition
on Wednesday, August 27, 2008, 5 to 8 pm.

Ausstellungsdauer: 27. August bis 19. Oktober 2008

Liebe Kunstfreunde

Unsere zweite Einzelausstellung von Thomas Kapielski, dessen Werk wir inzwischen auch international vertreten, konzentriert sich auf sein umfangreiches fotografisches Werk. Wir zeigen eine Auswahl aus den drei wichtigen thematischen Zyklen Veduten, Lampen, Tierchen, die in den Jahren 1984 bis 2005 entstanden sind.

Zur Ausstellung erscheint die gleichnamige Publikation, in der die drei Zyklen farbig abgebildet sind. Mit Textbeiträgen von Thomas Kapielski, Berlin: Der Fotoapparat. Heinz-Werner Lawo, Berlin: Gänsehaut. Dieter Meier, Zürich: Die Kunst des Scheiterns. Christoph Virchow, Zürich: Aus Mitleid wissend. Normalausgabe: 83 Seiten. Auflage: 1000. Erscheint auch als signiert und numerierte Sonderausgabe, in der Thomas Kapielski mittels integriertem MP3-Player und Kopfhörern akustisch durch den Katalog führt. Herausgegeben von: Bernd Detsch, Köln. Aldo Frei, Frankfurt. Christoph Virchow, Zürich.

Thomas Kapielskis Werk ist durch zahlreiche Publikationen und Ausstellungen bekannt geworden und gehört zu den interessantesten Positionen der jüngeren Kunst. 1951 in Berlin Charlottenburg geboren, studierte er Philologie, Physische Geographie und Philosophie. Neben seinem literarischen Werk, legendären Dia-Vorträgen, Lesungen, Theateraufführungen und Auftritten als Performer und Musiker hat er auch Filme, Filmmusik, Hörspiele und Schallplatten aufgenommen.

Thomas Kapielski und wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Mit herzlichen Grüssen

Marlene Frei


Doppelt komisch: Kapielskis Schule des Sehens

Darauf hat man lange gewartet. Die gräulichen Abbildungen der Fotos, die Kapielski beiläufig in die literarischen Bücher streute, versprachen viel, man spürte den Mann am Auslöser und am Werk, ohne aber die Sache selbst je richtig zu sehen. Endlich erscheinen die Fotos in Farbe und ordentlicher Auflösung, endlich kann man sie realiter in Augenschein nehmen.

Kapielskis Fotos sind komisch. Wir betrachten Lampen-Schnappschüsse und lachen, ohne gleich zu wissen weshalb. Oder wir lesen einen Werktitel wie Ad caelum, und sehen die zwei am Kreuze angenagelten Füsse so, als wäre der Herr Jesu unter ihrer Aufgabe und Hinterlassung ad caelum, eben: gen Himmel gefahren. Komisch sind die Fotos auch im Sinne von seltsam. Alltagsgegenstände werden fremd und lassen uns mutmassen über die Existenzen, die sie ersonnen, produziert, gekauft und am Ort ihrer Geknipstwerdung angebracht haben.

Sechzehn schöne Filialen dokumentiert Geschäftsbehübschungen, die sich der Internationalen guten Gestaltergeschmacks widersetzen. Auf den ersten Blick unbeholfen, naiv und ridikül, behaupten sie eigensinnig und subversiv mögliche Gegen-Ästhetiken. Und stimmen melancholisch, weil überall schöne Filialen von Designerfurien verschlungen werden. Kapielski sieht und ordnet die Welt neu. Seine Fotos sind eine Schule des Sehens, die erst jetzt, da man sie richtig sieht, den gebührenden Rang im Gesamtwerk erhalten.

Thomas Haemmerli